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Somtow Sucharitkul

Der intergalaktische Hypermarkt

Goldmann

ISBN: 3-442-23442-5

Gelesen: 1985

Ich habe den "Intergalaktischen Hypermarkt" wegen eines wiedererweckten Interesses an Somtow Sucharitkul (der sich jetzt S. P. Somtow nennt und Musik macht anstatt zu schreiben) kürzlich wieder gelesen. Zwischen der Umlaufbahn von Jupiter und Saturn befindet sich die Mallwelt, ein ausgehöhlter Asteroid von ca. 30km Länge, der ein gigantisches Einkaufszentrum enthält. In diesem Einkaufszentrum spielen sieben Kurzgeschichten, von denen mindestens eine auch in Asimov's veröffentlicht worden ist.

In dieser Zukunft können die meisten Menschen nicht mehr lesen und scheiben, da diese Fertigkeiten dank Holo-V und intelligenter Diensthologramme nicht mehr erforderlich sind (mit Ausnahme einiger religiöser Fanatiker aus dem Bibelgürtel, einer Ansammlung von Raumstationen und Asteroiden, unter denen sich auch der Asteroid "Vatikan" befindet). Man kann sich neue Körper kaufen, mit Hilfe der Droge Levitol durch die Korridore der Mallwelt schweben und bei der Ausweg-Gesellschaft einen spektakulären und üblicherweise reversiblen Selbstmord buchen. Man kann sich neue Körper mit beliebig vielen Armen und Beinen (oder auch ganz minimalistisch ohne Extremitäten) anfertigen lassen und beauftragt seine Kinder genetisch maßgeschneidert bei Storchenart & Co., und wenn man die Rechnung für das Kind nicht bezahlt, kommt ein Butzemann von Storchenart & Co. und holt es wieder ab.

Das auffallendste an diesem Universum ist aber die Abwesenheit des Sternenhimmels. Mächtige Aliens haben auf Höhe der Saturnbahn einen undurchdringlichen Schutzschild um das Sonnensystem gelegt, angeblich, um die Menschheit vor sich selbst zu schützen, bis sie einen gewissen Reifegrad erreicht hat. Wer das Treiben auf der Mallwelt sieht, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Aliens da etwas sehr vernünftiges getan haben.

Die Aliens, mehr als zwei Meter große, blauhäutige und ansonsten menschenähnliche Wesen, sind dabei durchaus wohlgesonnen, hilfsbereit und freundlich. Sie glauben nur, dass die Menschheit noch etwas zu wild für das Leben im zivilisierten Universum ist. Sie sind außerdem ständig auf der Suche nach antiken und primitiven Weisheiten, die sie bei der Menschheit zu finden hoffen und z.T. auch finden.

Das Wissen von der menschlichen Vergangenheit auf der Erde ist dabei lückenhaft und zum Teil absurd. Ein Archäologe ist auf altirdische Schnellrestaurants spezialisiert und gräbt auf der Erde McDonalds' aus. Bei einer traditionellen katholischen Hochzeit führt die Priesterin die rituelle Entjungferung von Braut und Bräutigam selbst durch. Die Renommier-Privatschule, auf die auch die Besitzer der Mallwelt, die unermeßlich reichen barJulians, ihre Kinder schicken, ist nach einem Papst der alten Erde benannt: die St. Martin Luther King-Schule. Und die motorradreitenden Mallküren wollen sich nicht davon überzeugen lassen, dass Walküren und Motorräder zu zwei verschiedenen Zeitaltern auf der alten Erde gehören.

Die Geschichtensammlung ist ca. 25 Jahre alt: das englische Original "Mallworld" ist 1981 erschienen. Trotzdem würde man wahrscheinlich auch heute noch eine wildgewordene Shopping Mall der Zukunft genau so schildern: mit der allesbelästigenden Werbung und den perversen Diensten und Produkten, die man bekommen kann. In vielen Science-Fiction-Geschichten, die 20 oder 30 Jahre alt sind, merkt man deutlich, dass die Zukunft ganz anders kommt (oder kommen wird), als der Autor sich das gedacht hat. Nicht so bei der Mallwelt: diese Geschichten würde man heute noch genauso schreiben.


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