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(c) 2004 Oliver Bonten

Yogyakarta (30.08.2003-04.09.2003)

Da das Bamboe Denn in Surabaya in der Innenstadt war, und auch in Yogyakarta das bevorzugte Touristenviertel direkt hinter dem Bahnhof lag, habe ich für die Strecke zwischen den beiden Städten einen Zug genommen, was sehr angenehm war. Unterwegs ist der Zug an einem dritte-Klasse-Zug vorbeigefahren, und ich konnte sehen, dass es eine gute Idee war, nicht mit dem billigen Zug zu fahren. Der war nämlich so voll, dass die Leute zum Teil aus den Türen heraushingen, und im Innenraum wurde alles mögliche transportiert. (Später habe ich auch mal jemanden auf dem hinteren Puffer eines Ekonomi-Zuges zeitunglesenderweise sitzen sehen.)

Yogyakarta ist ein bißchen so etwas wie Heidelberg oder Tübingen bei uns, nämlich eine traditionelle und wichtige Universitätsstadt, die gleichzeitig ein Touristenzentrum ist, und zwar auch für einheimische Touristen. Diese Kombination gibt der Stadt eine sehr angenehme Atmosphäre und es ist ein guter Ort, sich länger aufzuhalten. Yogyakarta ist außerdem die Heimat meiner Geldbörse, was ich erst dort bemerkt habe. Die habe ich nämlich mal vor Jahren in Singapur für ca. 2S$ gekauft (ca. 1 Euro), und sie hat ein Logo mit dem Schriftzug "Dagadu Djokdja". Dieses Logo habe ich in Yogyakarta überall gesehen, wo Taschen, Geldbeutel, T-Shirts und Hemden verkauft werden, es gibt sogar Läden, die auf diese Marke spezialisiert sind: "Djokdja" ist eine originelle Schreibweise für "Yogya", und Dagadu ist ein lokaler Hersteller. Übrigens ist diese Geldbörse trotz ihres hohen Alters noch immer einwandfrei, was belegt, dass Qualität und hoher Preis nicht immer kausal zusammenhängen.

Relief, Kraton (Yogya)

Machtübergabe der Japaner an den Sultan von Yogyakarta, 1945

Besonders originell ist, dass Yogyakarta als Provinz der Republik Indonesien ein Sultanat ist, d.h., der Sultan von Yogyakarta, Hamengku Buwono X, in Personalunion auch Provinzgouverneur ist. Er hat außer dem alten Sultanspalast einen Amtssitz als Gouverneur, um die beiden Ämter sauber zu trennen. Zu verdanken hat er das wahrscheinlich der Rolle, die sein Vater im Unabhängigkeitskampf gegen die Holländer gespielt hat. Der war auch unter Suharto einige Jahren lang Vizepräsident, und inzwischen haben mindestens Präsidentschaftskandidaten verkündet, dass sie sich den aktuellen Sultan auch als Vizepräsidenten nach den nächsten Wahlen vorstellen könnten. Der Sultan ist ein äußerst populärer Mann - er hat aber auch selber Interesse an einer Präsidentschaftskandidatur geäußert.

Als ich in Yoygakarta ankam, wurde vor dem Sultanspalast gerade ein großes Open Air-Konzert aufgebaut (ist halt eine Universitätsstadt), weswegen die Besichtigungszeiten für den Palast eingeschränkt waren. Deswegen habe ich das erstmal nach hinten geschoben. Für die Sehenswürdigkeiten in der Gegend wurden sehr viele organisierte Touren angeboten, die mir aber schlecht organsisiert zu sein schienen. Deswegen habe ich erstmal beschlossen, auf eigene Faust loszufahren. Eine Sehenswürdigkeit, die ich mir erspart habe, ist Gunung Merapi. Das ist einer der aktivsten Vulkane in Indonesien (auf Sumatra gibt es noch einen Gunung Merapi, der ebenfalls ein sehr aktiver Vulkan ist - nicht erstaunlich, denn Gunung Merapi heißt phantasievollerweise soviel wie "angezündeter Berg"), und man zieht normalerweise vor Mitternacht los und klettert im Dunkeln auf den Berg, um vor Sonnenaufgang oben zu sein und Flüsse glühender Lava zu sehen. Das ist sicher ein interessantes Spektakel - nur hat der Berg sich vor zwei Jahren mal so richtig abreagiert und seither ist es Glückssache, wenn dort glühende Lava austritt, und wenn, dann nicht viel. Dafür wollte ich mir nicht die Nacht um die Ohren schlagen. Im übrigen haben Ausbrüche des Merapi schon öfter in der Gegend Tempel umgeworfen und auch den alten Sultanspalast in Brand gesteckt - der aktuelle ist aus dem 19. Jahrhundert.

Dass das Hotel in der Nähe der Bahnlinie lag, hat sich nicht besonders störend ausgewirkt - offensichtlich fahren sowieso nur dann Züge, wenn es hell ist, und man hört das Tuten nur, wenn man ohnehin wach ist. Allerdings gab es in der Nachbarschaft einen unvermeidlichen Weckdienst, der einen jeden Morgen um 4:22 mit einem lauten "Allahu akhbar" geweckt hat. Das läßt sich in Yogyakarta kaum vermeiden, denn es ist nicht nur eine Stadt für Touristen und Studenten, sondern auch eine sehr traditionsbewußte Stadt, und sicherlich studieren einige der Studenten auch Theologie.

Wegen des Open Air-Konzerts bin ich am Sonntag nach Borobodur (siehe dort) gefahren, ein kleiner Ort in der Nähe, bei dem ein bekannter Tempel steht.

Zu den Annehmlichkeiten meines Hotels gehörten: es wurde abends zwischen 4 und 8 Tee und Kaffee serviert (d.h., man konnte sich im Hotelrestaurant damit bedienen), was nach den langen Besichtigungstouren sehr willkommen war, und wenige Häuser weiter befand sich ein gutes und kostengünstiges Internetcafe. Überhaupt scheint bei Internetcafes in Indonesien die Qualität umgekehrt proportional zum Preis zu sein.

Am Montag habe ich mir den Sultanspalast angeschaut. Im äußeren Palast hat sich mir jemand als angeblich im Preis inbegriffener Fremdenführer angehängt - das passiert in Yogyakarta häufig, und meist wollen diese Leute einen dann in eine Batikgalerie locken. Der Führer war aber relativ gut, hat sehr viel erklärt, und kam erst zum Schluß auf das Thema Batik zu sprechen, er hat mich auch nicht zu einer Galerie geführt, sondern mir nur erklärt, wie ich dort hinkomme, wollte mich aber gleich in ein Becak setzen, um dorthin zu fahren. Was er allerdings verschwiegen hat (und deswegen bin ich sicher, dass es kein offizieller Führer war) ist, dass es noch einen zweiten Eingang zur Besichtigung des inneren Palastes gibt.

Den inneren Palast habe ich zufällig auf der Suche nach dem Wasserschloß gefunden - dort gab es wirklich einen offiziellen Führer, bzw. eine Führerin. Im inneren Palast gab es ein bisschen mehr zu sehen, u.a. ein verschwommenes Bild, auf dem Fotos mehrerer Sultane montiert sind - beim Betrachten des Bildes gewinnt man den Eindruck, dass überdimensionale Segelohren ein Familienmerkmal sind. Es gab aber auch ein großes Portrait des aktuellen Sultans, und darauf konnte man dann erkennen, dass der Sultan als Teil seiner Amtstracht so eine Art goldene Spock-Ohren trägt, die auch nach oben spitz auslaufen, und es sieht so aus, als seien sie zusätzlich an der Krone befestigt. Die großen Ohren symbolisieren Weisheit - könnte also sein, dass Gene Roddenberry seine Inspiration in Yogyakarta bekommen hat. Deswegen haben auch die Buddhafiguren immer besonders große Ohren.

Der Sultan hat übrigens fünf Töchter, aber keinen Sohn, weswegen es Probleme bei der Nachfolge geben wird. Die Fremdenführerin war der Meinung, dass es dann wohl eine Sultanin geben wird, nachdem es ja jetzt auch eine Präsidentin gibt (zu dem Thema haben die Acehnesen aber mal einen ganz bösen Brief aus Mekka bekommen, und danach hatten sie jedenfalls nur noch männliche Herrscher, so dass ich diese Lösung für unwahrscheinlich halte, wenn die Araber nicht inzwischen ihre Meinung dazu geändert haben). Der männliche Fremdenführer am Morgen vermutete, dass ein Bruder des Sultans Nachfolger wird. Pragmatischerweise hat der Sultan auch entschieden, dass seine Töchter bürgerliche Männer heiraten dürfen - nach der Abschaffung der Monarchie überall anders in Indonesien wird so zumindest sichergestellt, dass es überhaupt langfristig eine Nachfolgefrage zu diskutieren gibt.

In religiösen Dingen sind die Javanesen überhaupt wesentlich selbstbewußter als z.B. die Malaien - sie verwenden die arabische Schrift noch viel weniger, (es gibt eine javanesische Schrift, die ein bißchen wie indisch aussieht, und ansonsten schreiben sie fast alles in lateinischen Buchstaben), ihre Moscheen haben keine Kuppeln, sondern sehen wie dreistufige Pagoden aus, und die wenigsten Frauen tragen Kopftücher.

Der Sultan hat eine Sondergenehmigung, etwa 100 oder 200 bewaffnete Männer als Palastwache zu beschäftigen - soweit ich es gesehen habe, handelt es sich dabei aber ausnahmslos um alte Männer, und bei der Waffe um einen Kris. Traditionell muß ein Kris aus Eisen und Meteoritgestein gemacht werden, aber inzwischen sind ihnen die Meteoriten ausgegangen, so dass die meisten Krise jetzt nur noch aus Eisen bestehen und deswegen auch keine magischen Kräfte haben, sondern bloß Waffen sind. Besonders furchteinflößend sieht die Palastwache jedenfalls nicht aus.

Schließlich habe ich das Wasserschloß noch gefunden, wobei sich mir wieder ein selbsternannter Guide angeschlossen hat. Dieser hat mich wirklich zielstrebig in eine Batik-Galerie geführt, und als ich klar gemacht habe, dass ich an Batik überhaupt kein Interesse habe, war die Führung schnell beendet. Das Wasserschloß war von einem der frühen Sultane als Lustschlößchen für ihn und seinen Harem gebaut worden und bestand im wesentlichen aus mehreren Schwimmbecken (eines für den Sultan, eines für die Frauen und eines für die Kinder) und Befestigungen. Nur die Schwimmbecken und die Gebäude darum herum sind noch erhalten, aber das komplette Wasserschloß soll in den nächsten Jahren restauriert werden. Im Schloß gibt es noch eine unterirdische Moschee, die nur über (ehemals) geheime Gänge zu erreichen ist - auf dem Weg dorthin hat sich mir wieder ein selbsternannter Guide angeschlossen, der aber nur Unfug erzählt hat und am Ende dafür Geld wollte (aber nicht bekommen hat).

Am Dienstag habe ich morgens noch zwei Museen in der Nähe des Palastes besucht, die, wie in Indonesien üblich, am Montag geschlossen hatten. Im einen Museum sind alle möglichen traditionellen javanesischen Gegenstände ausgestellt, vor allem Figuren aus der hinduistischen und buddhistischen Zeit. Das andere Museum ist über den Unabhängigkeitskrieg und enthält neben einigen Devotionalien (Feldküche von General Sudirman, Ausrüstung irgendeines wichtigen Feldarztes) vor allem eine ungeheure Anzahl von Dioramen mit Szenen aus der indonesischen Geschichte. Peinlichere Episoden der jüngeren Geschichte wie die Konfrontation mit Malaysia sind dabei ausgelassen. In diesem Museum gab es wieder einen offiziellen Führer, und zwar eine Studentin, die zwar äußerst hübsch und sehr niedlich war, aber leider sehr wenig kompetent.

Um die Mittagszeit bin ich auf eigene Faust nach Prambanan (siehe dort) gefahren, einem weiteren kleinen Ort in der Gegend von Yogyakarta, an dem ein alter Tempel steht.

Am nächsten Tag bin ich mit einer organisierten Tour nach Dieng gefahren, weil man das schlecht selber machen kann (man muß mehrmals umsteigen, so dass das insgesamt 5 Stunden dauerte). Auch bei der organisierten Tour muß man sich überlegen, ob sich das lohnt - 3 Stunden Fahrt in jeder Richtung, um dann 2 Stunden in Dieng zuzubringen. Dieng ist ein Hochplateau, auf dem es relativ kalt ist. Die ersten Sehenswürdigkeiten dort sind einige alte Hindutempel, die aber verglichen mit Prambanan oder Borobodur nicht besonders eindrucksvoll sind - für Archäologen mögen sie viel interessanter sein. Sind halt viel älter und primitiver.

Die zweite Sehenswürdigkeit ist ein Schlammvulkan, und der ist wirklich interessant. Die ganze Gegend ist von karger Vegetation überzogen und warm, und an einer Stelle ist der Boden ca. 1m tief eingebrochen. Dort läuft ein Bach hinein, bildet einen See - und der See kocht! Der Boden selber ist nicht besonders warm, aber 1m darunter muß es schon recht heiß hergehen. Als nächstes haben wir einen "neuen" Krater gesehen, der sich vor wenigen Wochen gebildet hat - er hatte vielleicht zwei Meter Durchmesser und war ein paar Zentimeter hoch. Er war gerade nicht aktiv. Weithin sichtbar war aber eine rauchende und qualmende Stelle, an der ein mehrere Jahre alter Krater stand. Aus diesem Krater drang ein ungeheurer schwefliger Gestank, und wenn man sich ihm näherte, hörte man es brodeln. Wenn sich die Dampfschwaden mal verzogen, konnte man dann sehen, daß im Krater brodelnder Schlamm war. Der Führer hat uns auch gewarnt, nicht zu nahe an den Kraterrand heranzutreten, da er ständig wegbröckelt und sich der Krater vergrößert. Jedenfalls kann man sich gut vorstellen, dass unsere Vorfahren an solchen Stellen den Eingang zur Hölle vermutet haben. Der Boden federt auch, wenn man darüber läuft, so als sei das alles nicht ganz stabil. Im Hintergrund sieht man meterdicke Rohre durch die Landschaft gelegt - heißes Wasser aus dem Vulkan wird hier zu einem Kraftwerk geführt. Ob hier Geothermiespezialisten aus der ehemaligen DDR ausgeholfen haben? In Dieng habe ich jedenfalls das einzige Mal ein Restaurant gesehen, das "Ayam Broiler" anbot (Ayam=Huhn), und der Name "Broiler" für das Brathuhn ist mir eher aus östlichen Regionen bekannt.

Die dritte Sehenswürdigkeit von Dieng war dann wieder nicht so interessant, nämlich zwei Seen mit einigen Höhlen. Da gibt es eigentlich genug von.

In Yogyakarta hatte ich dann zum ersten Mal das "Nicht schon wieder packen"-Syndrom, von dem mir eine Engländerin in Perhentian erzählt hat: dass man irgendwann wochenlang an einem Ort bleibt, weil man keine Lust hat, schon wieder seine Sachen zu packen. Dazu kommt, dass Yogyakarta sehr angenehm ist und es sich gut aushalten läßt. Ich habe mich dann aber doch zusammengenommen und bin weitergefahren.



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