Zur Zeit der großen Kolonialreiche muß das standesgemäße Reisen noch ein Vergnügen ganz anderer Art gewesen sein. Keine bärbeißigen Ground-Stewardessen, die jegliches Gramm jenseits der 20 Kilo nur unter Heulen, Zähneklappern und Zahlung erheblicher Aufpreise die Gangway in den Bauch des großen Schoners passieren lassen, dessen Kapazität für persönliches Gepäck nur begrenzt war durch die eigene Bereitschaft, sich seine enge Kabine mit Koffern, Kisten und ggf. deren Trägern zu teilen. Keine schweren Rucksäcke, abgerissenen Bändsel und zusätzlichen Bauchsäcke. Stattdessen eine Armee dienstbeflissener Kolonialer, die die Sammlung Kisten und Kästen, ohne deren Inhalt ein zivilisierter Mensch auch im Dschungel nicht leben kann, dahin tragen wo Tuan, Sahib oder Bwana sie haben möchte. Und wenn man irgendwo etwas entdeckt, was man gerne nach Hause mitnehmen möchte, so läßt man sich eine weitere Kiste zimmern und stellt ein paar weitere Träger ein.
Der virtuelle Koffer enthält die Dinge, die ich mit nach Hause genommen hätte, wenn mein Rucksack ebenso unendlich gewesen wäre wie meine baggage allowance (logisch ist diese Formulierung natürlich unsinnig: mein Rucksack war in der Tat ebenso unendlich wie meine baggage allowance, nämlich gar nicht. Also, für mitlesende Mathematiker: wenn beides unendlich gewesen wäre ...), ebenso meine Wohnung, um den ganzen Krempel dann dort hineinzustellen. Nicht aber mein Geldbeutel, d.h., der virtuelle Koffer enthält nur die Dinge, die es auch wert gewesen wären, mitgenommen zu werden.
In der umgekehrten Richtung, wenn ich mich frage, was ich zusätzlich mit auf die Reise genommen hätte, hätte ich beliebig viel Gepäck mitnehmen können, fallen mir als erstes die Bücher ein, die ungelesen im Regal stehen und auf die ich sehr neugierig war, und als zweites die andere Digitalkamera mit dem großen, sperrigen Unterwassergehäuse. Damit hätte ich einige Bilder etwas besser machen können. Und das kleine Taschenstativ, das ich einfach kurz vor der Abreise nicht mehr gefunden habe.
Ein größerer Vorrat an Sarawak-Kaffee, jedenfalls solange er nicht verdirbt. Der in Sarawak angebaute Kaffee wird nur in sehr kleiner Auflage produziert und zumeist vor Ort getrunken. Er ist aber recht passabel.
Ebenso ein größerer Vorrat an Sarawak-Pfeffer. Den gibt es auch in der Form von Pfefferbonbons. Sarawak ist halt das Land, wo der Pfeffer wächst.
Maßgetischlerte Möbel aus Surabaya. Oder aus Vietnam oder Kambodscha. In Surabaya gab es eine ganze Straße voller Möbeltischler.
Ein Lebenszeitvorrat von Kalosi-Toraja. Der beste Kaffee, den ich kenne!
Eine Schürze oder Kochutensilien aus der Kochschule in Chiang Mai.
Maßgemeißelte steinerne Garudas, Nagas oder Apsaras aus Kambodscha. Hier gibt es tatsächlich in der Tradition von Angkor noch Armeen von Steinmetzen, und viele neuere Bauwerke sind reichhaltig verziert. Alternativ auch steinerne Löwen oder Drachen aus den Marmorbergen von Vietnam.
T-Shirts und ähnliche Kleidungsstücke aus Kambodscha. In Phnom Penh habe ich für wenig Geld das angenehmste T-Shirt gekauft, das ich besitze. So eines habe ich hierzulande nicht einmal für viel Geld und mit bestem Markenlabel bekommen.
Maßgeschneiderte Kleidung aus Hoi An.
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