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(c) 2004 Oliver Bonten

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Infrastruktur

Verkehr

Karte von Kambodscha

Kambodscha war von Anfang an fest in meine Reise eingeplant, in gewissem Sinne war die Idee für die sechsmonatige Reise sogar durch Überlegungen entstanden, wie ich eine Reise zu Angkor Wat so mit anderen Reisezielen verknüpfen kann, dass eine vernünftige Reise draus wird.

Ich habe zum ersten Mal Anfang 2000 im Flughafen von Phuket eine Replik von Angkor Wat gesehen. Damals hatte Bangkok Airways, eine kleine, aber feine Regionalfluglinie aus Thailand, neue Direktverbindungen aus Thailand nach Siem Reap in Kambodscha angeboten. Die Replik war etwa vier mal fünf Meter groß, und es stand daran: Maßstab 1:10000. Es hatte mich sehr beeindruckt, dass dieser alte Tempel vierzig Kilometer lang und fünfzig Kilometer breit sein soll. Der Eindruck relativierte sich schnell, als ich die Höhe des zentralen Prangs (eine Art Turm) in der Replik auf 50cm schätzte - bei allen ihnen zugetrauten Baukünsten, einen fünf Kilometer hohen Turm werden auch die alten Khmer nicht gebaut haben. Trotzdem war die Replik äußerst eindrucksvoll, und ich war sehr daran interessiert, das Gebäude einmal im Original zu sehen. Zeitlich passend hatte das Inflight-Magazin von Bangkok Airways auch einen bebilderten Bericht über Angkor Wat gebracht und vor allem die berühmten steinernen Apsara-Figuren abgebildet - und ich habe mir gedacht, ich möchte gerne mal die Frauen kennenlernen, die dafür Modell gesessen haben.

Kambodscha ist extrem: kein Land, das ich besucht habe, war so deprimierend, und keines war so optimistisch und voller Hoffnung wie Kambodscha. Man findet dort Armut und Zerstörung vor in einem Ausmaß, das man aus Asien sonst nicht kennt. Man findet einerseits französische Prachtboulevards, z.B. den Sisowath Quay am Ufer von Tonle Sap und Bassac, mit ordentlichen Häusern, Straßencafes, Restaurants und allem, und bereits einige der Nebenstraßen sind ungepflastert oder haben eine völlig zerstörte Asphaltdecke mit metertiefen Schlaglöchern, aus denen auch schonmal ein Stück Asphalt senkrecht hervorragt. In diesen Straßen leben Obdachlose auf der Straße, und man sieht nackte und dreckige Kinder spielen. Und dann kommt wieder der nächste Prachtboulevard. Es war das erste Mal, daß ich mich gefreut hätte, einen McDonalds oder Burger King zu sehen, nicht um dort zu speisen, sondern weil die Abwesenheit dieser Parasiten die tiefe Armut dieses Landes dokumentiert: es gibt dort einfach nichts zu holen.

Auf der anderen Seite ist die ungeheure Geschwindigkeit, mit der die Lebensbedingungen im Land verbessert werden, beeindruckend: manche Reisen von 200km haben noch vor drei Jahren auf völlig zerstörten und teilweise verminten Straßen 12 Stunden gedauert, jetzt sind es nur noch 4-6 Stunden, und das zum Teil wegen Stau. Die entferntesten Winkel dieses kleinen Landes sind jetzt nur noch zwei Tagesreisen von Phnom Penh entfernt, die Minenbeseitigung schreitet mit großen Fortschritten voran etc.. Beeindruckend auch die Einstellung des Volkes, die wissen, in welchem Dreck sie stecken, und mit sehr viel Optimismus und Arbeitseinsatz daran arbeiten, daß sich ihre Lebensbedingungen verbessern. Im ganzen Land spürt man diesen Optimismus.

Schwierig die Situation der gebildeten jungen Leute, denen es einerseits viel besser geht als der gewöhnlichen Landbevölkerung, die andererseits aber oft schon in Thailand (wo Khmer so angesehen sind, wie es Polen in Deutschland in den 90er Jahren waren: man hält sie allesamt für Diebe) oder Vietnam waren, manche auch schon im Westen, und die wissen, dass frühestens ihre Kinder oder Enkel einen ähnlichen Lebensstandard haben werden wie die Thai. Eine junge Frau hat drei Jahre lang als Friseuse in einem Luxushotel gearbeitet (ein für kambodschanische Verhältnisse sehr guter Job) und jeden Riel gespart, um sich ihren Traum erfüllen zu können: nach Paris zu reisen. Das Geld hat dort drei Wochen lang gereicht.

Beleuchtend für die Situation sind vielleicht auch die Zeitungsberichte, die zu der Zeit über die berühmte Schlagersängerin Pich Sunnich geschrieben wurden: sie war - vermutlich aus politischen Motiven - angeschossen und dabei lebensgefährlich verletzt worden und wurde nun nach Thailand ausgeflogen, weil es in Kambodscha keine Einrichtung gebe, die schwere Schußverletzungen behandeln könne. Das nach 20 Jahren Krieg und Bürgerkrieg. Im Krieg war die einzige Behandlungsmethode vermutlich der Gnadenschuß.

Aber auch ohne Schüsse kann man von Schlagersängern auf den Zustand der Nation schließen - kaum ein Bus oder Boot nämlich, in dem nicht kambodschanische Karaoke-Videos oder Comedy-Serien liefen. Die Szenen etwa in seichten Musikvideos unterscheiden sich nicht sehr von denen in westlichen Videos, allerdings fahren die Protagonisten aus der wohlhabenden Mittelschicht 110ccm-Motorräder, wo sie bei uns mindestens Cabrio führen. Auch die Comedy-Serien sind mit viel Mühe und wenig Technik auf Handkameras gedreht worden, und in einem "ordentlichen" Wohnviertel bestehen die Straßen aus sorgfältig gewalzter sauberer roter Erde - an asphaltierten Straßen wohnen nur Bonzen.

Das traurigste an Phnom Penh ist aber, daß die Stadt inzwischen beliebtes Reiseziel Pädophiler geworden ist und jeder Taxi- oder Motorradtaxifahrer einem ganz besonders junge Damen anbieten wird; man kann auch in Restaurants Zeuge werden, wie sich Touristen und Zuhälter über ein Kind handelseinig werden. Anders als in Thailand scheint die Polizei nicht die Ressourcen zu haben, dagegen vorzugehen, oder es fehlt an der Motivation, weil das Land das Geld braucht.

Choeung Ek

Stark ist auch der schnelle Fall der Khmer von der Supermacht, die sich im 12. und 13. Jahrhundert durch die Errichtung großartiger Bauwerke verewigt hat, die allenfalls noch mit den Pyramiden vergleichbar sind, zu einem unbedeutenden und marginalisierten Völkchen, das jahrhundertelang nur als Vasallenstaat der benachbarten Mächte Siam und Vietnam existiert hat, bis schließlich die Franzosen kamen. Nach der Dekolonisierung dann sah es für kurze Zeit so aus, als könne das Land sich ähnlich entwickeln wie z.B. das ebenfalls friedlich dekolonisierte Malaysia, bis Kambodscha aus geografischen Gründen zwischen die Fronten des Vietnamkriegs geraten war und als Kollateralschaden der Boden für Pol Pot und die roten Khmer vorbereitet wurde. Und nach der Vertreibung Pol Pots hat der Westen während des gesamten kalten Krieges aus machtpolitischem Kalkül die roten Khmer unterstützt - wohl, weil es weniger schlimm ist, wenn ein marginalisiertes Volk durch die Schornsteine seiner Konzentrationslager raucht, als wenn die Verbündeten der UdSSR ein weiteres Feld auf dem irdischen Schachbrett besetzen. Erst nach dem Ende des kalten Krieges konnte eine Lösung gefunden werden, die auch die Interessen der Khmer berücksichtigt. Verglichen mit den Thai und den Vietnamesen kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Khmer ein Volk von sehr einfach gestrickten und unkultivierten Menschen sind, und ich habe mich oft gefragt, und das kann vor achthundert Jahren, als sie Angkor gebaut haben, ja noch nicht so gewesen sein. Ich habe mich oft gefragt, ob die Khmer schon im Laufe der Jahrhunderte so geworden sind, oder ob das erst in der Zeit der roten Khmer und der vietnamesischen Besatzung passiert ist.

Infrastruktur

Es gibt keine Geldautomaten, die Maestro-Karten akzeptieren. Es gibt nur einen einzigen Geldautomaten im ganzen Land, und der bedient nur Kunden der Bank, der er gehört: der Canadia Bank. Damit wiederholt sich praktisch die Geschichte des Geldautomaten, denn es war die Royal Bank of Canada, die vor etwa 20 Jahren den weltweit ersten Geldautomaten, nur für ihre eigenen Kunden, aufgestellt hat. Auch Kreditkarten werden nur in größeren Hotels, Restaurants und einigen exclusiveren Geschäften akzeptiert. Unabdingbar ist also, ausreichend Bargeld oder Reiseschecks mitzubringen. Für hartnäckige Fälle gibt es allerdings fast überall Büros von Western Union, zu denen man sich Geld kabeln lassen kann - wohl einer der letzten Orte der Welt, an denen man diese Dienstleistung der alten Telegraphengesellschaften noch wirklich braucht.

Meine beiden GSM-Karten (Vodafone und E+) haben in den Städten funktioniert, jedoch gab es viele Probleme und an manchen Tagen konnte ich meine Voicemail nicht abhören (die Telefonnummer der Voicebox hat mehr als 10 Ziffern, was älteren Vermittlungen Probleme bereitet - völlig ordnungsgemäß, denn so ist es spezifiziert, aber eigentlich nicht mehr zeitgemäß). Interessanterweise heißt einer der großen Mobilfunkprovider so wie der Premierminister von Thailand, der im Privatleben ein Tycoon ist. Ob hier ein Zusammenhang besteht, weiß ich nicht, wahrscheinlich aber nicht direkt.

Verkehr

Die Fortbewegung in Kambodscha ist beschwerlich wie in keinem anderen Land, das ich besucht habe. Zwar ist kaum eine Stelle des Landes mehr als 300km von Phnom Penh entfern, es sind jedoch oft zwei Tagesreisen an die entfernteren Stellen, und das nur als Folge unermüdlicher Aufbauarbeit: noch vor wenigen Jahren waren es oft mehrere Tage. Nicht nur, dass die alten Straßen zerstört sind, die direkten Verbindungen sind auch oft vermint, so dass man weite Umwege in Kauf nehmen muß. Am bequemsten geht es noch dort, wo Boote verkehren: zwischen Sihanoukville und der Thai-Grenze, sowie auf dem Mekong und dem Tonle Sap zwischen Phnom Penh, Siem Reap und Battambang. Die beste Straße des Landes liegt zwischen Sihanoukville und Phnom Penh, was auch nicht verwundert, denn Sihanoukville ist der einzige Hafen für Hochseeschiffe, und in Phnom Penh werden sehr viele Exportgüter produziert: Kleidung, Kleidung, Kleidung und Kleidung. Mehr als 90% des Exports sind Kleidung. Dementsprechend sind auf dieser Straße Hunderte von klapprigen, auseinanderbrechenden uralten und völlig überladenen LKW unterwegs, die laute Geräusche von sich gebend und dunkle Rußwolken ausstoßend kaum die Berge hinaufkommen, und deren Fahrer nie für andere Fahrzeuge bremsen würden, selbst wenn die Fahrzeuge dazu technisch in der Lage wären. Ein weiteres Verkehrshindernis ist ein auf einer Bergkuppe liegendes Kloster, an dem es einen Rückstau gibt, weil viele Kambodschaner dort eine kurze Gebetspause einlegen. Die Straße zwischen Phnom Penh und Battambang, immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes, wird derzeit von beiden Seiten gebaut und besteht in der Mitte noch aus einer staubigen Piste. Mit zunehmendem Baufortschritt verkürzen sich die Reisezeiten drastisch. Noch vor drei Jahren erzählte mir eine Schwedin, die für die vereinten Nationen in Svay Rieng postiert war, dass die Reise auf der Nationalstraße 1 zwischen Phnom Penh und Svay Rieng einen Tag in Anspruch nahm - jetzt hat der tägliche Bus von Phnom Penh nach Saigon Svay Rieng um 11 Uhr morgens passiert, und das nur, weil Stau auf der Bassac-Brücke war (wegen eines Feiertags). Kleinere Orte, wie die Provinzhauptstadt Kratie am Mekong, sind nur über schlaglochübersäte Staubpisten erreichbar, auf denen anstelle von Linienbussen Pickup-Trucks fahren, deren Ladeflächen mit Fahrgästen vollgepackt sind. Auch in der Kabine fahren noch 5-6 Personen auf der Rücksitzbank mit, die dafür das Doppelte zahlen müssen wie die Pritschenpassagieren. Linienbusse verkehren nur auf gut ausgebauten Strecken.

Man kann auch mit der Eisenbahn zwischen Phnom Penh und Sihanoukville sowie zwischen Phnom Penh und Battambang verkehren, und eine weitere Linie führt von Battambang nach Sisophon. Der Rest der Strecke - von Sisophon nach Thailand - ist jedoch noch zerstört. Es gibt jeweils einen Zug pro Tag in jeder Richtung, und man sagt, dass die kambodschanische Eisenbahn inzwischen die stolze Zahl von sieben Lokomotiven besitzt. Der Zug braucht auf jeder Strecke für die knapp 200km etwa 12 Stunden. In den Reiseführern heißt es noch, die Züge führen an den ungeraden Tagen von Phnom Penh weg und an den geraden Tagen zurück. (Am 31. sowie am 29.2. fuhren sie gar nicht.) Inzwischen bekommt man aber überall die Information, die Züge führen täglich. Schneller werden sie dadurch nicht. Wahrscheinlich hatten sie vorher noch weniger Lokomotiven.

Kambodscha ist auch kein Land für Langschläfer: die wesentlichen Fernverbindungen (mit Ausnahme von Flügen) gehen spätestens morgens um 7:00, so dass man zwischen fünf und sechs aufstehen muß, je nach dem wie weit man es noch zum Hafen oder Busbahnhof hat und wieviel Wert man aufs Frühstück legt. Eine positive Ausnahme hiervon sind lediglich die Linienbusse zwischen Phnom Penh und Sihanoukville, die morgens um 8:00 und dann noch einmal in der Mittagszeit gehen. Da die Bahnfahrten alle 12 Stunden dauern, beginnen Bahnfahrten meist noch früher, und man muß außerdem vorher noch eine Fahrkarte kaufen - das geht nur am selben Tag unmittelbar vor der Fahrt.

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